Warum haben investierende Mitglieder kein aktives Stimmrecht?

Ein zukünftiges Mitglied hat uns folgende Fragen gestellt:

  1. Warum haben investierende Mitglieder kein Stimmrecht? Wie passt das zu Euren Abfragen bzw. Abstimmungen vorab und dem Ziel der offenen Gemeinschaft?
  2. Wie bzw. auf welche Weise erfolgt ein späterer Übergang vom investierenden zum aktiven Mitglied?

Unsere Antwort:

Liebes Mitglied,

danke für die Mail, wir freuen uns, dass Du Dir Gedanken machst. Lass mich kurz etwaige Missverständnisse ausräumen. 

Die Regelungen zur investierenden Mitgliedschaft stehen nicht im Widerspruch zur Genossenschaftsidee, sondern resultieren im Gegenteil sogar aus ihr. Es ist eine zentrale Forderung des Genossenschaftsgesetzes, dass eine reale Förderbeziehung (d.h. Austausch von Produkten oder Leistungen) zwischen Mitgliedern und Genossenschaft existieren muss. Eine nur finanzielle Beteiligung wie bei der investierenden Mitgliedschaft war daher bis vor einigen Jahren sogar illegal, inzwischen hat der Gesetzgeber aber zum Glück anerkannt, dass es möglich sein sollte, eine Genossenschaft auch zu unterstützen, ohne am Geschäftsbetrieb teilzunehmen. Das Gesetz bestimmt jedoch weiterhin, dass mindestens in allen wichtigen Fragen die Stimmen der aktiven Mitglieder wichtiger sind als die der lediglich investierenden. Zweck dieser Regelungen, ist zu verhindern, dass ein zu großer Einfluss auf die Genossenschaft von reinen Kapitalgebern ausgeübt wird (wie es in kapitalistischen Betrieben der Fall ist).

Wir haben uns bereits vor der Gründung entschieden, ein ‚offizielles‘ Stimmrecht nur aktiven Mitgliedern einzuräumen, einfach weil nur diese auch die Möglichkeit haben, den Geschäftsbetrieb aus erster Hand mitzubekommen und an den Diskussionen drumherum teilzunehmen. Dies war auch von Anfang an Bestandteil der Satzung. Die investierende Mitgliedschaft ist nur für Leute, die uns dauerhaft lediglich finanziell unterstützen wollen und sonst kein Interesse an der Nutzung haben. Das heißt nicht, dass investierende Mitglieder gar keine Stimme hätten; sie werden auch weiterhin (wie bisher) regelmäßig gehört werden. Nur die seltenen ganz offiziellen Abstimmungen (v.a. auf der Generalversammlung) sind den aktiven vorbehalten.

Offenbar möchtest Du ja zumindest langfristig auch aktiv sein. Deshalb kannst Du auch ohne Probleme einfach jetzt schon als aktives Mitglied beitreten, da muss man ja keine Haare spalten. Niemand wird überprüfen, ob Du auch oft genug erscheinst etc. Wichtig ist nur, dass klar ist: wir freuen uns über jeden, der mitmacht, es soll halt nur vermieden werden, dass diejenigen, die nicht mitmachen, den anderen was vorschreiben. Die letztgültigen Entscheidungen müssen bei denen liegen, die die Kneipe auch besuchen.

Du müsstest also in keinem Fall befürchten, ignoriert zu werden, aber die Wahl liegt ganz bei Dir. Was einen späteren Wechsel von investierender zu aktiver Mitgliedschaft angeht, so ist das grundsätzlich möglich, allerdings leider etwas umständlich. Deshalb werde gerne jetzt schon direkt aktives Mitglied, wie freuen uns!

Viele liebe Grüße,

Clemens