Nummer 6 vom 8.2.2018
Mein Ebert-, Ebertplatz ist frei: Kölner Kneipenprojekt sucht Kölner Kneipe
Köln, 8. Februar 2019
Sie wollen „Straße, Stadt, Demokratie, Wirtschaft und Wirtschaft“ verändern, versprachen die Initiatorinnen und Initiatoren hinter Trink—Genosse, der Crowdfunding-Kampagne für eine Kölner Genossenschaftskneipe, die im November fast 56.000 Euro Spenden einnahm. „Und das kann auch deine Straße sein“, ergänzt jetzt Gründerin Maria Richter, und lädt alle Kölnerinnen und Kölner ein, ihre Kampagne auf Leerstände hinzuweisen, außerdem auf Läden, die bald schließen, oder Gastwirtinnen und -wirte, die nach einem Nachfolger suchen.
Leerstand, der bleibt, sei immer und fast überall ein Problem und könne Auswirkungen auf ganze Straßenzüge und Quartiere haben, sagt Gründer Hilmar Korth, der sich als Public Interest Designer mit eben solchen Fragen befasst: „Wir bei Trink—Genosse wollen auch ein Beispiel dafür sein, wie wir alle kreativ mit diesem Problem umgehen können.“ Er ergänzt: „Wo wir das dann tun, liegt auch in der Hand der Kölnerinnen und Kölner, die uns Vorschläge machen.“
Die Genossinnen und Genossen zeigen sich offen: Jede Möglichkeit werde in Betracht gezogen. Manchmal sei die Lage etwas schlechter, dafür gäbe es aber eine schöne Küche. Manchmal gäbe es noch eine Konzession, aber dafür müsse mehr renoviert werden. Barrierefreiheit ist wünschenswert, heißt es, denn Demokratie bedeute auch, dass jede und jeder mitmachen könne. Entscheiden wollen die Genossinnen und Genossen dann bei einer Vollversammlung mit den über einhundert Spenderinnen und Spendern, die sich im Crowdfunding an einer Mitgliedschaft bei Trink—Genosse und dem gemeinsamen Besitz einer Bar interessiert gezeigt hatten.
Von Mitte Oktober bis Ende November hatten Richter, Korth und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf der Crowdfunding-Plattform Startnext um Geld gebeten, zunächst nur um 25.000 Euro. Als die schnell erreicht waren wurde das neue Ziel 50.000 ausgegeben und schließlich ebenfalls überschritten. „Wir wollen gestalten“, erklärt Richter, „doch Gestaltungskraft wird leider nicht nur in guten Ideen bemessen, sondern eben auch in Euros.“ Dafür sei Genossenschaft genau das Richtige: Sie gebe Einzelnen die gleichen Möglichkeiten, die große Unternehmen haben. Derzeit wird die Gründung von den Genossenschaftsverbänden überprüft, dann erfolgt eine Eintragung ins Genossenschaftsregister.
Die wirtschaftliche Augenhöhe ist neben der Demokratiekultivierung und einer Stadtentwicklung von unten eine der vielen Ideen von Trink—Genosse. Doch dafür brauche es neben den Anstrengungen der Aktivistinnen und Aktivisten ein laufendes Geschäft und dafür einen Ort. Und vielleicht auch schon eine Wirtin oder einen Wirt: Gastronomen, die ihre Bar abgeben wollen oder Gefallen an der Genossenschaftsidee fänden, seien herzlich willkommen, der Genossenschaft beizutreten. Auf Wunsch könnten sie dann sogar ihre Arbeit fortsetzen – unter neuer, genossenschaftlicher Flagge.