(Ab-) Stimmungs-Strudel

Instrument Schnecke

In unserem Manifluid sprechen wir davon, dass Entscheidungsspielräume ausgenutzt werden sollen. Wie das funktionieren kann zeigt unser sogenannter (Ab-)Stimmungs-Strudel.

Die Konzeption unserer Entscheidungs—Schnecke basiert eigenem Erfahrungswissen, sowie der wertvollen und erprobten Arbeit unterschiedlicher kluger Köpfe aus der Gestaltungs-Theorie und -Praxis.

1. Stimmung

In der Regel beginnen wir den Verhandlungsweg mit der Erfassung einer (Gruppen-) Stimmung. Meist werden die Mitglieder dazu schon im voraus zu einer bestimmten Gestaltungsaufgabe oder Fragestellung befragt. Dabei geht es gezielt noch nicht um qualifizierte Einschätzungen, sondern vielmehr um durchaus unscharfe Gefühle und Intuitionen. Die Ergebnisse dieser Erfassung werden ausgewertet und für die Übergabe an die Gruppe aufbereitet. In aller Vorläufigkeit verschafft diese Stimmungslage eine gute Grundlage um die Gruppendynamiken zu antizipieren und ggf. Informationsmaterialien zielgerichtet auszuwählen und anzupassen.

2. Information

Im zweiten Schritt werden die Mitglieder mit Informationen zum Thema versorgt. Neben einer Rückmeldung über die Stimmungslage in der Gruppe, gibt es an dieser Stelle vor allem fachliche Information und Expertenwissen zum Thema. Die Informierung kann Form einer Präsentation vor Ort, je nach Komplexität und Umfang aber auch durch die Verteilung von analogen und digitalen Informationsträgern geschehen.

3. Aushandlung

Auf Grundlage des nun geschärften Verständnisses um die gruppen- und fachspezifischen Probleme und Möglichkeiten einer Fragestellung, kann die Gruppe in Aushandlungsprozesse übergehen. Zu diesem Zweck wird meist in Kleingruppen über individuelle Präferenzen verhandelt. Im direkten Austausch schärfen die Mitglieder nicht nur ihr Verständnis der Aufgabenstellung, sondern üben sich auch im Verständnis für die individuellen Beweggründe der anderen Mitglieder. Wenn nötig können im Laufe dieser Verhandlungen jederzeit weitere Informationen eingeholt werden. Bei komplexeren Gestaltungsaufgaben und Fragestellungen kann es außerdem sinnvoll sein, dass vor der eigentlichen Abstimmung noch einmal (oder mehrfach) die Stimmung der Gruppe abgefragt und als Informationsgrundlage an die Gruppe zurückgespielt wird.

4. Abstimmung

Am Ende des Aushandlungsprozess steht eine Ab-Stimmung . Die Mitglieder haben nun bestenfalls eine möglichst umfangreiche und fundierte, also geschärfte Entscheidungsgrundlage. Je nach Gestaltungsaufgabe können dafür verschiedene Abstimmungsmodalitäten genutzt werden.

5. Umsetzung

Nach der Abstimmung folgt in der Regel die Manifestation. Je nach Aufgabenstellung kann die Manifestation unterschiedliche Formen annehmen: Entscheidungen über die Werte und Normen von TRINK—GENOSSE würden wohl in Manifluid oder Satzung niedergeschrieben, während Entscheidungen über den Bierpreis wohl in der Getränkekarte oder auf einer Tafel auftauchen und Abstimmungen über die Innenausstattung sich vielleicht in Form eines Stuhls, der Wandfarbe oder der Thekengestaltung manifestieren.
Je nach Aufgabenfeld können die Umsetzungen auch als Experiment verstanden und mit einer unterschiedlichen Laufzeit versehen werden. So wäre es etwa denkbar mehrere Entwürfe eines Stuhls zu produzieren und im Laufe einer Testphase gegeneinander antreten zu lassen. In dieser Zeit können Mitglieder, aber auch Gäste, die Ergebnisse der Verhandlung ausprobieren und sich ein Urteil darüber bilden, ob und wie die Gestaltung der Aufgabenstellung gerecht wird.

6. Schleifen

Die Rückmeldungen aus der Testphase werden in einem neuen Abstimmungsbild festgehalten, wobei nach Bedarf zwischen externem und internem Feedback unterschieden werden kann. Je nachdem führt das zu unterschiedlichen Anschlusshandlungen. So ist es wahrscheinlich, dass sich in der Nutzung und Beobachtung der gestalteten Dinge Unzulänglichkeiten und Verbesserungspotenziale offenbaren. In diesem Fall dient das Stimmungsbild als Grundlage für ein erneutes Durchlaufen der Abstimmungs-Schnecke.

Außerdem können Gestaltungsentscheidungen auf diesem Weg bestätigt, oder aus einem Feld von Varianten ausgewählt werden.

Je nach Komplexität einer Fragestellung können einzelne, aber auch alle Schritte der Abstimmungs-Galaxie im Laufe einer einzelnen Sitzung durchlaufen werden, während andere Prozesse durchaus längere Zeiträume in Anspruch nehmen. Gegebenenfalls kann auch die Aufgabenstellung neu- oder umformuliert werden. Durch das mehrfache Durchlaufen des Prozesses oder einzelner Schleifen werden Gestaltungsentscheidungen und deren Produkte im wahrsten Sinne des Wortes geschliffen und geschärft.