Manifluid

Das Manifluid ist eine öffentliche Erklärung der Ziele und Absichten von TRINK—GENOSSE. Anders als bei einem Manifest beansprucht dieses Format jedoch lediglich eine situative, temporäre, also “fluide” Gültigkeit.

Eine dynamische und kollektive Weiterentwicklung der Inhalte sowie deren formelle und ästhetische Gestaltung ist gewünscht. Diese Unschärfe betont den Anspruch dieses Projekts sich stets selbst zu hinterfragen. Die Ergebnisse von Verhandlungen werden zwar konkretisiert, es soll im Angesicht unabsehbarer Entwicklungen, die unter anderem die Aufnahme neuer Mitglieder beinhaltet, davon abgesehen werden Inhalte unnötigerweise zu verfestigen.

Werte — Normen

Wir glauben an Gemeinschaft, Freundschaft und ein solidarisches Miteinander. Im Kollektiv setzen wir experimentell alternative Impulse zum vorherrschenden, gewinnorientierten Wirtschaften und verwirklichen den gemeinsamen Traum einer eigenen Bar – genossenschaftlich organisiert und im Interesse der Gemeinschaft. Unser Wirken zeichnet sich durch einen offenherzigen, toleranten Umgang mit Menschen, einen innovativen, kreativen und modularen Umgang mit Raum und Raumnutzung und einen vielfältigen Umgang mit Kultur aus. Wir agieren demokratisch und sozialverantwortlich.

Offenheit — Konkretion

Gute Entscheidungen brauchen Zeit. Deshalb wollen wir bei TRINK—GENOSSE Ent­scheidungsspielräume auszunutzen, oder anders gesagt Entscheidungen (vor allem wichtige und / oder finale Entscheidungen), dort wo es uns sinnvoll erscheint, ist so lange wie nötig aufschieben. Das ist zwar nicht immer leicht, hat aber auch einen gewichtigen Vorteil: Je später wichtige Ent­scheidungen getroffen werden, desto mehr Zeit haben Betroffene sich eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu erarbeiten oder sich überhaupt erst am Prozess zu beteiligen (Mehr dazu findest du in unseren Instrumenten, vor allem beim (Ab-) Stimmungs-Strudel).

Wir alle fürchten uns aber auch vor endlosen Diskussionen und Entscheidungsprozessen, die niemals ein Ende finden. Deswegen wollen wir experimentierfreudig sein. Wir wollen neue Verhandlungsmethoden ausprobieren und auch gewagten, unvollständigen Ideen die Chance geben sich in der Realität zu bewähren oder zu scheitern. Diese Haltung erlaubt es uns bei gleichzeitiger Prozessualität und Offenheit konkret gestalterisch tätig zu werden. Und zwar nicht obwohl, sondern vor allem auch wenn endgültige Entscheidungen aufgeschoben werden sollen.

Persönlichkeit — Anonymität

Die Zusammenarbeit bei TRINK—GENOSSE basiert auf Empathie und gegenseitigem Respekt. Aber auch bei allerbestem Willen aller Mitglieder, werden mündliche Verhandlungen häufig von denjenigen dominiert, die entweder besonders kompetent, rhetorisch stark oder besonders engagiert für eine Sache eintreten. Und obwohl wir Methoden und Werkzeuge nutzen, die diesen Dynamiken begegnen, wollen wir dort wo es sinnvoll erscheint oder es von Mitgliedern der Gruppe gefordert wird auch anonym und formalisiert verhandeln. Das kann eine vorgeschaltete und individualisierte Einholung von Stimmungsbildern bedeuten, aber auch wirklich anonyme Abstimmungen, während oder am Ende von Entscheidungsprozessen.

Real — Digital

TRINK—GENOSSE lebt davon, dass es einen Ort gibt, an dem Menschen zusammenkommen um gemeinschaftlich ihre Interessen zu verfolgen. Auch in der Gründungsphase ist uns der zwischenmenschliche Kontakt sehr wichtig. Es liegt allerdings auch auf der Hand, dass wir es nicht immer schaffen können uns mit allen Mitgliedern gemeinsam zu treffen. Deshalb wollen wir dort wo es uns möglich und sinnvoll erscheint nicht nur digital kommunizieren sondern auch Teile von Verhandlungsprozessen in den digitalen Raum auslagern. Hierzu gehört natürlich auch eine entsprechende Aufbereitung dessen was im Projekt passiert.

Lokal — Global

TRINK—GENOSSE ist ein lokales Lokal. Weil wir aber glauben, dass unsere Idee für ALLE relevant ist, sollen unsere Prozesse und Methoden nicht nur den Mitgliedern, sondern auch einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Das dient nicht nur der Transparenz, der Bewerbung unserer Bar und der Werbung neuer Mitglieder, sondern zielt vor allem in Richtung einer Bewerbung des Konzepts und seiner Ideale, gemäß unserer Vision eines globalen Netzwerks von genossenschaftlichen Bars. In diesem Zusammenhang ist die fortlaufende und öffentliche Dokumentation des Projektverlaufs auch als Handlungsleitfaden für Nachfolgeprojekte aller Art zu verstehen